Sterbetourismus

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Sterbetourismus

Regula Streckeisen, Präsidentin der EVP Kanton Thurgau und Ärztin, wehrt sich gegen den Sterbetourismus.

Der Zürcher Kantonsrat lehnte am 29. Oktober 07 sehr knapp  das Postulat der EVP ab, den Sterbetourismus aus dem Ausland zu verbieten. Er will nur einige Qualitätsstandards fordern. Begründet wurde der Entscheid von den befürwortenden Sprechern der FDP, GP und SP mit dem Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Darunter verstehe ich allerdings, dass Menschen bestimmen, welche medizinischen und pflegerischen Massnahmen sie im Sterbeprozess wollen. Das Recht auf Suizid geht aber einen gefährlich grossen Schritt weiter. Die Befürworter des Sterbetourismus haben nicht gefragt, wieweit Menschen, welche in einer Krise stecken, beispielsweise in einer schweren depressiven Krise, überhaupt selbstverantwortlich entscheiden können. Dignitas befördert sterbewillige Menschen noch am Tag ihrer Anreise aus dem Ausland bereits in den Tod. Ich habe verzweifelte Proteste von Angehörigen gelesen, welche vom kurzfristigen Todeswunsch ihrer Mutter erst erfuhren, als sie mit Hilfe von Dignitas bereits verstorben war. In den vergangenen Wochen musste Dignitas immer wieder ihr Domizil wechseln, weil die Anwohner der Sterbewohnungen das gewerbemässige Sterben am Fliessband nicht aushalten. Sie empfinden offensichtlich noch, dass damit die menschliche Würde und das Geheimnis des Lebens schwer verletzt werden. Der Zürcher Kantonsrat hat an diesem natürlichen und christlichen Lebenswert vorbeipolitisiert. Schade!

 

Die Nachricht traf mich wenige Tage nachdem in meiner Gemeinde eine Frau zu Grabe getragen wurde, welche 42 Jahre lang an einer zunehmenden körperlichen Behinderung gelitten hatte und viele Jahre auf den Rollstuhl angewiesen war. Unsere grosse Kirche füllte sich bei der Abdankung fast bis zum letzten Platz. Unzählige Menschen wollten ihr noch einen letzten Dank spenden für die vielen warmen Sonnenstrahlen, welche die Verstorbene ihnen während ihrer langen Leidenszeit geschenkt hatte. Das müsste doch das Ziel unserer Gesellschaft sein, verzweifelten und kranken Menschen zu helfen, ihre Bestimmung im Leben wieder zu finden. Damit eine Selbstbestimmung wachsen kann, welche nicht zum Tod zielt, sondern in Verantwortung vor den Mitmenschen und vor Gott trotz Hindernissen hin zu einem erfüllten Leben strebt.

 

Dr. med. Regula Streckeisen,

Präsidentin EVP TG