Herausforderung Asyl- und Flüchtlingspolitik – erfolgreiche EVP-Tagung

News

Herausforderung Asyl- und Flüchtlingspolitik – erfolgreiche EVP-Tagung

Die Asyltagung der EVP vom 18. Februar war ein toller Erfolg. Rund 90 Personen besuchten den Anlass im Hauptquartier der Heilsarmee in Bern. Nebst interessanten Referaten von Regierungsrat Hans-Jürg Käser, Fernanda Gurzeler (Heilsarmee) und Markus Bieri (Stellenleiter Sozialdienst Frutigen) hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, einzelne Aspekte in Workshops zu vertiefen.

Regierungsrat Hans-Jürg Käser wies auf die besonderen Herausforderungen im Asylbereich hin. So müssten Unterkünfte für Asylsuchende manchmal innerhalb von 24 Stunden zur Verfügung gestellt werden.
Es bringe nichts, die Grenzen dicht zu machen, wie dies teilweise von rechtsbürgerlicher Seite gefordert werde. Die Flüchtlingsströme liessen sich nicht aufhalten. Auch eine Unterscheidung zwischen sogenannt echten und unechten Flüchtlingen mache keinen Sinn, solange in den afrikanischen Ländern eine derartige Perspektivlosigkeit vorherrsche. 
Eine neue Entwicklung sei der Zustrom von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA). «Die Pauschale, den der Bund für die Betreuung dieser jungen Asylsuchenden den Kantonen bezahlt, reicht bei weitem nicht aus.», betonte Käser.
Der Militär- und Polizeidirektor plädierte zudem dafür, dass die Integration für die definitiv und vorläufig aufgenommenen Flüchtlinge sofort zu erfolgen habe. Dabei solle das Prinzip Fördern und Fordern angewandt werden. So seien die Leistungen der Sozialhilfe an klare Bedingungen wie zum Beispiel den Spracherwerb zu knüpfen. Gerade für die jungen Asylsuchenden seien klare Regeln und Weisungen wichtig. "Die jungen Leute wollen geführt werden", ist Käser überzeugt. Besonders am Herzen liegt ihm, dass wir zu unseren Institutionen stehen und Sorge zu ihnen tragen. Dies umso mehr, als nach Ansicht Käsers Anstand, Respekt und Toleranz in den letzten Jahren stark abgenommen hätten. Für Käser ist deshalb klar: "Diese Werte gilt es wieder vermehrt zu stärken!"

Fernanda Gurzeler von der Fachstelle Migration & Asyl der Heilsarmee berichtete über die vielfältigen Aktivitäten ihrer Organisation im Asyl- und Migrationsbereich. Die Heilsarmee betreut selber 21 Kollektivunterkünfte, stellt Asylsuchenden 600 Wohnungen zur Verfügung und unterstützt die Gemeinden bei der Unterbringung von Asylsuchenden in Privatwohnungen. Ein wichtiger Bereich stellen die Bildungs- und Arbeitsprogramme dar. Im Migrationsbereich beschäftigt die Heilsarmee rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und kann auf den Einsatz von über 1'000 Freiwilligen zählen.
Gurzeler rief die Anwesenden dazu auf, zu einer positiven Grundstimmung gegenüber Flüchtlingen beizutragen. So gelte es nicht nur auf das Negative und Problematische hinzuweisen, sondern auch gute Beispiele und Erfahrungen bekannt zu machen. Man müsse sich auch der Macht der Sprache bewusst sein. Gerade in der Politik sollte darauf geachtet werden, wie gegenüber der Öffentlichkeit in Ausländerfragen kommuniziert werde. «Schliesslich ist unser wunderbares Land von Ausländern mitaufgebaut worden!», rief Gurzeler zum Schluss ihres Referats in Erinnerung.

Markus Bieri, Leiter des regionalen Sozialdienstes Frutigen, stellte das Pilotprojekt vor, dass die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Asylkoordination Thun und dem Kanton aufbaut. Ziel ist es, die Integration von Asylsuchenden zu verbessern. Die Flüchtlinge sollen vom ersten Tag an eine Tagesstruktur erhalten, die Sprache lernen und beschäftigt werden. Um die Herausforderungen im Asylbereich gelingend zu bewältigen, müssten zwingend die kommunalen Ressourcen erschlossen werden. Die Integration von Flüchtlingen gelinge viel besser, wenn auf kommunaler Ebene Behörden, Sozialdienste, Vereine und Gewerbe von Beginn weg in den gesamten Prozess einbezogen würden. Denn für eine erfolgreiche Integrationsarbeit brauche es viele freiwillige Mitarbeitende sowie die Netzwerke vor Ort. «Die Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen wird grösser wenn Betroffene zu Beteiligten werden», ist Bieri überzeugt.

Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, verschiedene Aspekte in Workshops zu vertiefen:

Sicherheit / Umgang mit Ängsten und Gefahren Wie begegnen wir Flüchtlingen und was gilt es dabei zu beachten?
Leitung: Laura Münger, Heilsarmee Flüchtlingshilfe Region Bern-Süd

Die Ängste gegenüber dem Fremden sind oft diffus in können auch gezielt für politische Zwecke geschürt und instrumentalisiert werden. Am besten begegnet man Ängsten gegenüber Flüchtlingen, indem man proaktiv handelt und auf diese Menschen zugeht. Auch Politikerinnen und Politiker haben eine Verantwortung. Sie sollen mithelfen, Ängste abzubauen statt Öl ins Feuer zu giessen.
Für mehr Infos, bitte hier klicken!


Junge Flüchtlinge in Schweizer Familien – Chancen und Herausforderungen
Wie können wir minderjährige Flüchtlinge besser integrieren?

Leitung: Tom Kipfer, Pädagogischer Leiter prima-familia

Familien bieten viele Chancen und Möglichkeiten für die Aufnahme junger Asylsuchenden. In Gastfamilien können persönliche Beziehungen gepflegt, Probleme direkt angegangen, Sprachkenntnisse verbessert sowie Werte und Kultur vermittelt werden.
Für mehr Infos, bitte hier klicken!


Sprache als Schlüssel zur Integration Flüchtlingen Deutsch vermitteln – spielerisch und ohne Lehrbuch. 
Leitung: Ursula Thomi, Wycliffe Schweiz

Viele bestehende Sprachlernangebote sind teuer und stark auf das Lesen und Schreiben ausgerichtet. Für viele Migrantinnen und Migranten stellt dies oft eine kaum überwindbare Hürde dar. Wycliffe bietet deshalb Sprachlernkurse nach dem Ansatz der "wachsenden Integration" nach Greg Thomson an. Diese Methode kommt ohne Lehrbücher sowie ohne Lesen und Schreiben aus. Sie kann von Laien wie von Profis auf einfache Weise angewandt werden. Das Ziel ist, dass die Menschen möglichst schnell in der Lage sind, Gespräche im Alltag zu führen. Das Lernen ist beziehungsorientiert und beruht auf dem Gespräch zwischen einem Muttersprachler und einem Lernenden.
Für mehr Infos, bitte hier klicken


Asylpolitik als Herausforderung für Gemeinden und Behörden. Was können kommunale Behördenmitglieder konkret tun?
Leitung: Markus Bieri, Stellenleiter Regionaler Sozialdienst Frutigen  

Wenn alle aktuellen Herausforderungen im Asylbereich gelingend bewältigt werden sollen, dann müssen die kommunalen Ressourcen (Sozialdienste, Jugendarbeit, Vereine, lokales Gewerbe etc.) erschlossen werden. Die Gemeinde ist ein bedeutender Erfolgsfaktor für eine tragfähige Asylpolitik. Es gilt, Gemeinden von Betroffenen zu Beteiligten zu machen. Auf diese Weise wird auch die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen erhöht.
Für mehr Infos, bitte hier klicken!


Menschen mit Mitgrationshintergrund unterstützen und begleiten. Tipps und Anleitungen aus der Praxis.
Leitung: Christine Bläuer, Sozialbegleiterin Verein Mosaik

Der Verein Mosaik in Konolfingen unterhält einen Treff für Menschen mit Migrationshintergrund. Frauen und Männer kommen mit ihren Fragen und Anliegen und finden Hilfe und Unterstützung. Der Verein setzt dort an, wo die Arbeit der Flüchtlings- und Sozialhilfe aufhört. Das Ziel ist, Menschen in Veränderungsprozessen zu begleiten, zur aktiven Lebensgestaltung anzuregen, Hilfe zu Selbsthilfe zu stärken sowie die Solidarität und Vernetzung der Generationen und Kulturen zu fördern.
Für mehr Infos, bitte hier klicken!