Interessanterweise fühle ich mich zurzeit nach innen und aussen bemüssigt mich zu erklären. „Ich bin Christ – Na und!?“ möchte ich selbstbewusst gegenüber einer Öffentlichkeit deklarieren, welche bekennende Christen offenbar oft (und zunehmend?) als Bedrohung wahrnimmt. Gefördert wird dies einerseits von Freidenkern, welche sich über die breite Präsenz „religiöser Werbung“ ärgern, und am liebsten Religion allgemein aus der Öffentlichkeit verbannen möchten, und andererseits durch eine „evangelikale Verschwörungstheorie“, welche im Zeitungstitel gipfelte, „Freikirchen drängen an die Schulen“. Ich habe mich entschieden, diese Angriffe als Kompliment für das gesellschaftliche Engagement bekennender Christen zu interpretieren, auch wenn ich mich dabei oft in meiner Motivation zutiefst missverstanden fühle. Jesus erging es ja schliesslich nicht besser.

„Ich bin (auch) Christ“, muss ich aber in letzter Zeit zunehmend auch gegen innen deklarieren. Denn weil ich ein Minarett-Verbot nicht für tauglich halte, um den wirklichen Problemen und der Ausbreitung des Islam wirksam zu begegnen, wird nicht nur mein Sachverstand, sondern auch meine Jesus-Nachfolge hinterfragt. Manche Glaubensgeschwister machen die Initiative regelrecht zu einem Glaubenstest. Sie wird so letztlich auch zu einem Reifetest für uns Christen, denn wenn über einer solchen Frage plötzlich der Bruder zum Feind wird, haben wir definitiv Christus missverstanden!

Auch innerhalb der EVP wird die Initiative kontrovers beurteilt und Spannungen sind vorprogrammiert. Ich bin gespannt zu sehen, wie wir den Reifetest bestehen werden.

Dr. med. Wilf Gasser, Bern

Grossrat EVP