Die Regierung braucht eine ausgewogene Beratung

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Die Regierung braucht eine ausgewogene Beratung

Andrea Heger, Landrätin EVP, Hölstein

„Carte blan­che“ der Volksstimme vom 5. Oktober 2017

Unsere Gesellschaft und unsere vorwiegend auf das Milizsystem aufbauende Demokratie ist auf genügend motivierte qualifizierte Freiwillige und Ehrenamtliche angewiesen. Sie alle sind in gewisser Weise politisch tätig. Denn Politik ist nicht nur, was in den Räten und Parlamenten abläuft. Das ursprünglich griechische Wort «Polis» bezog sich auf die Regelung der Angelegenheiten aller Bürger und Bürgerinnen einer Stadt. Die Politik regelt, was für die Allgemeinheit von Belang ist. Und das ist ziemlich viel. Somit stellt auch die Übernahme einer Funktion in Vereinen wie Turn- oder Musikverein, Schützengesellschaft, Kirchenpflege, Pfarreirat usw. eine politische Tätigkeit dar. Ebenso bieten Kommissionen auf Gemeinde- wie auf Kantonsebene ein spannendes Betätigungsfeld. Diesbezüglich öffnet sich momentan für Interessierte eine breite Tür, da die Regierung dringend frische Beraterinnen und Berater sucht!

Über 70 Kommissionen unterstützen den Regierungsrat in unzähligen Fachbereichen. Dabei geht es um mannigfaltige Themen wie z.B. Kultur, Sport, Bibliothek, Heimatkunde, Schiess-, Forst-, Fischerei- und Jagdwesen, Naturschutz, Erziehung und Wirtschaft. Rund 660 Personen bringen einerseits ihre Kompetenzen und Erfahrungen ein, gewinnen andrerseits neue Kenntnisse, Gestaltungs- und Vernetzungsmöglichkeiten. Sie bewegen sich im Schnittbereich von Freiwilligen- und Berufsarbeit, erhalten Einflussmöglichkeiten und oft ein Sprungbrett für weitere Tätigkeiten. Einige der Kommissionssitze sind amts- oder funktionsgebunden. Alle anderen Sitze werden diesen Herbst ausgeschrieben. Im März 2018 finden dann die Erneuerungswahlen statt.

Um mit einer kompetenten und bezüglich Alter, Amtsperioden und Geschlecht ausgewogenen Zusammensetzung die effiziente Kommissionsarbeit zu fördern, hat die Regierung Richtlinien festgelegt. Ein im August erschienener Bericht zur aktuellen Zusammensetzung der Kommissionen zeigt allerdings auf, dass einige Ziele noch nicht erfüllt sind. Insbesondere was das Geschlechterverhältnis betrifft. 14 Kommissionen müssen ohne Frauensicht, weitere 21 mit einem Frauenanteil von unter 30% auskommen. Und in 5 Kommissionen liegt der Männeranteil unter 30%. Dabei wäre eine Überschreitung dieser Marke wichtig. Denn eine ausgewogene Geschlechtervertretung beeinflusst Arbeitsqualität und Erfolg eines Teams positiv. Doch auch die Durchmischung der Altersstruktur ist mangelhaft. Die Beschränkung auf vier Amtsperioden wird von 72% der Kommissionen überschritten.

Die Neuwahlen bieten somit grosses Potenzial Missstände zu beheben. Auf eine meiner Fragen im Landrat erfuhr ich, dass allein 80 Sitze frei werden, wenn künftig die Regeln punkto Amtszeitbeschränkung befolgt werden. Es liegt mir besonders am Herzen, Sie alle – vor allem aber die Jungen und die stark untervertretenen Frauen – zu ermutigen, die Ausschreibungen zu beachten und sich bei Interesse zu bewerben! Ein spannender Ein- und Ausblick auf unseren Kanton ist Ihnen gewiss.

Andrea Heger, Landrätin EVP, Hölstein