Mut zum Verzicht

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Mut zum Verzicht

Der Kommentar von Joel Blunier, Generalsekretär der EVP, zum Thema Entwicklungshilfe.

 

Wer öffentlich Verzicht fordert, begeht politischen Selbstmord. Niemand verzichtet gerne. Schon gar nicht freiwillig. Verzichten bedeutet, etwas aus freien Stücken nicht zu nehmen, obwohl man es gerne hätte. Oder im politischen Kontext: etwas aufzugeben, ohne dafür entschädigt zu werden. Diese Haltung ist in der Schweizer Politik leider selten. Gerade jetzt, wo das Thema Armut auf der internationalen Agenda steht, müssen wir uns zumindest mit der Option des Verzichts auseinandersetzen. Ich bin überzeugt: mit kleinen Tropfen auf den heissen Stein erreichen wir nicht viel. Und da liegt die Schwierigkeit: wir fühlen uns machtlos gegenüber der weltweiten Armut. Und schauen weg, blenden aus oder verdrängen. Für Christen darf der Verzicht kein Unwort sein, sondern ist Programm. Jesus hat mehr als einmal den Reichen dazu aufgefordert, seinen Besitz zu verkaufen und unter den Armen zu verteilen. Wollen wir die weltweite Armut bis ins Jahr 2015 halbieren, dann hat uns Jesus die Richtung gewiesen, wie wir uns zu verhalten haben. Die Schweiz müsste kein allzu grosses Opfer geben, würde sie ihre Entwicklungshilfe endlich auf 0.7 Prozent des BIP erhöhen. Geholfen wäre vielen. Aber eben: man sträubt sich, weil man materiell nichts dafür erhält. Als EVP müssen wir da einen Gegentrend setzen.

 

Joel Blunier, Generalsekretär der EVP