Leserbrief zu Leitartikel & Interview mit Germanist von Matt

Nicht nur der Classe politique, werter Herr Vogel, auch dem aufgeklärten blauäugigen Journalismus dieser Zeitung sei zugerufen: „Ihr irrt, weil Ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes“ (Mk 12,24). Ihre Berichterstattung über Sorgen und Nöte, die dieses Volk bewegen - Ausländerkriminalität, Gewalt im Ausgang, Probleme mit dem Islam, keine christliche Leitkultur mehr – geschieht aus derselben Flughöhe. Von ernst nehmen dieser Bedürfnisse auf Augenhöhe des Tatgeschehens kann in Ihrer unabhängigen Tageszeitung nicht die Rede sein. Alles was nach ennet der aufgeklärten Demarkationslinie tönt, wird lächerlich gemacht. Die Rezeptur zur Bewältigung der heutigen Brennpunkte der Gesellschaft scheint nur aus dem abgehobenen Mix des neuen Wächterrats der Schweiz (vgl. Weltwoche) erfolgversprechend. Von Leuten wie dem Germanisten von Matt, die gescheit daher schwadronieren, aber von den Problemen in diesem Land nicht wirklich betroffen sind. Sie wettern lieber über „politische Fundamentalisten“ und übersehen grosszügig, dass grenzenlose Toleranz auch in diese Kategorie gehört und unserer Heimat Schaden zufügt. Gottlob, durchschaut der Souverän solche Doppelzüngigkeit an der Urne von Zeit zu Zeit.

Roland Stucki, Zollikofen