Sitzen, Ball und Rauch

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Sitzen, Ball und Rauch

EVP-Nationalrat Ruedi Aeschbacher hält für die Zürichsee-Zeitung in der Kolumne "Session persönlich" Rückblick auf die soeben zu Ende gegangene Sommersession.

Gestern ging die Sommersession zu Ende. Session kommt von „sitzen“. Das geschieht in Bern ausgiebig: oft schon morgens ab sieben in einer Kommission, sicher ab acht im Ratssaal, in der Wandelhalle im Bundeshauscafé, in den Arbeitsräumen vor dem Computer, am Mittag und Abend bei Informationsveranstaltungen. Und das drei Wochen lang. Meine persönliche „Ausbeute“: knapp zwei Kilo mehr auf der Waage und eine anständige Portion Schlafmanko.

 

Raucherinnen und Raucher sitzen etwas weniger: sie verziehen sich zwischendurch aus dem rauchfreien Bundeshaus auf den schmalen Balkon vor der Wandelhalle. Dort findet man dann den SVP-Stumpenraucher,  SP- und FdP-Zigarettenfrauen und den CVP-ler mit seiner Pfeife. Sie plaudern, friedlich an ihrem Rauchzeug ziehend, wie wenn sie nicht vorher im Ratssaal heftig gegeneinander gekämpft hätten: gemeinsames „Laster“ verbindet - zumindest vorübergehend.

 

Noch stärker verbindet der Sport. Vor allem wenn man ihn sitzend vor einem der Fernseher in der Wandelhalle betreibt: über alle Parteigrenzen hinweg begleiten gemeinsame „uuuhhh‘s“ und „ooohhh‘s“ kritische Torszenen, derweil im fast leeren Ratssaal die Vizepräsidentin verzweifelt nach den Rednerinnen und Redner des im Moment traktandierten Geschäftes suchen lässt….

 

Nochmals zurück zum Rauchen: Am Mittwoch liessen die Freisinnigen ihren Ständerat Felix Gutzwiller übel im Stich: Zusammen mit der SVP und etlichen CVP-Vertretern hat die FdP im Nationalrat den von Gutzwiller geforderten konsequenten Schutz der Nichtraucher vor dem Passivrauchen wieder aufgeweicht und durchlöchert. Die Tabakkonzerne freut‘s – und sie wissen jetzt auch, wohin sie ihre nächsten Wahlspenden schicken müssen.

 

Seit dem 2:1 von Basel ist die von den Medien herbeigeschriebene Euro-Euphorie auch im Bundeshaus wieder der Normalität gewichen. Rotweisse Leibchen, Euro-Jacken und Halstücher, mit denen einige Kolleginnen und Kollegen via Medien beim Fussballvolk punkten wollten, sind wieder verschwunden. Gut so. Aber vergessen wir nicht, all die Schweizer Fahnen, Schweizer Mützen und Tücher am nächsten 1. August wieder hervor zu holen. Denn unser Land verdient unsere Wertschätzung mindestens so sehr wie die glücklose „Nati“.

 

Ruedi Aeschbacher,

Nationalrat EVP